Du bist auf der Homepage „PartnerschaftOhneGewalt“ gelandet,

... weil Du neugierig geworden bist, was sich hinter dem QR-Code zur Postkarte „Ich habe es
doch nur einmal gemacht“ oder hinter dem QR-Code zum Graffiti „Gewalt ist (D)eine Entscheidung!“ verbirgt?

... weil Dich Postkarte oder Graffiti an das Verhalten eines Freundes gegenüber seiner (Ex-)Partnerin erinnern – ein Verhalten, das für dich nicht in Ordnung ist, weil Du es übergriffig findest?

... weil Dich Postkarte oder Graffiti daran erinnert haben, dass Du aus Eifersucht oder Enttäuschung das Gefühl hattest, kurz davor zu stehen, Deine Partnerin mit Worten verletzen oder bedrohen zu wollen?

... weil Du auf Postkarte oder Graffiti etwas von Dir wiedererkannt hast, denn auch Du wolltest im Streit Deine Partnerin schon einmal angreifen oder hast dies bereits getan?

Schau Dir auch die kurzen Videos „Kennst du das?“ an

Erinnert Dich Tom an jemanden aus Deinem Umfeld?

Erkennst Du etwas von Tom an Deinem eigenen Verhalten wieder?

Möchtest Du mehr über Partnerschaftsgewalt wissen, um diese Fragen besser beantworten
zu können?


PartnerschaftOhneGewalt

Mit der HomepagePartnerschaftOhneGewalt“ möchten wir – eine Gruppe von Studierenden der Hochschule RheinMain im Master Studiengang Soziale Arbeit* – Dir zur Einordnung und Orientierung von Postkarte, Graffiti und Videos zentrale Informationen geben zu den verschiedenen Formen von Gewalt in der Paarbeziehung. Mehrheitlich von Männern gegenüber der (Ex-)Partnerin ausgeübt, beginnt diese in der Regel nicht mit eindeutig als Gewalt einzuordnenden Schlägen und Tritten. Sondern zumeist mit weniger offensichtlichen Handlungen, wie herabwürdigende Worte, Drohungen und übersteigerter Eifersucht gegenüber der Partnerin oder deren ständige Kontrolle, selbst wenn die Beziehung bereits beendet ist.

Mit der Homepage möchten wir auch Informationen geben, wenn Du von Familienangehörigen, Kollegen oder Freunden Verhalten gegenüber der (Ex-)Partnerin beobachtest, das Dir übergriffig, bedrohlich oder gewalttätig erscheint, Du aber nicht weißt, wie Du darauf am besten reagieren sollst: Es gibt professionelle Beratung dazu, wie Du handeln kannst.

Mit der Homepage möchten wir Dir zugleich Hinweise geben, dass es Hilfe für Männer gibt, die befürchten, Gefühle wie Wut, Eifersucht oder Frustration in ihrer Beziehung nicht kontrollieren zu können oder bereits – wie Tom – gegenüber der (Ex-)Partnerin gewalttätig geworden sind: Für sie gibt es professionelle Unterstützung und Hilfe, um zu lernen, eine Partnerschaft ohne Gewalt zu leben.

Mit der Homepage, dem Graffiti, der Postkarte und den Videofilmen, die insbesondere junge Männer ansprechen, wollen wir dazu beitragen, durch Sensibilisierung für das Problem der Gewalt in Paarbeziehungen und durch Aufklärung über das Hilfe- und Unterstützungssystem die (drohende) Ausübung dieser Gewalt zu verhüten und zu bekämpfen.

Mit der Homepage wechseln wir die übliche Blickrichtung, wenn es um Partnerschaftsgewalt geht: Nicht die Gewaltbetroffene und die immer wieder falsche Frage, warum sie nicht einfach geht, rücken wir ins Zentrum. Sondern wir stellen diejenigen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die befürchten, dass sie Gewalt an der (Ex-)Partnerin verüben könnten oder dies „doch nur einmal“ gemacht haben. An sie und ihr Umfeld, wie Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen, richtet sich insbesondere unsere Kernbotschaft.


Verantwortung für alle Formen von Partnerschaftsgewalt muss zu 100% derjenige übernehmen, der sie ausübt.
Nur er kann diese beenden.
Gewalt ist (D)eine Entscheidung!


Was ist Partnerschaftsgewalt?

Partnerschaftsgewalt wird jede Form von Gewalt bezeichnet, die in intimen Paarbeziehungen mit und ohne Kinder ausgeübt wird. Diese beginnt in der Regel nicht mit eindeutig als Gewalt einzuordnenden Schlägen oder Tritten, sondern zumeist mit weniger offensichtlichen Handlungen, wie herabwürdigende Worte, Drohungen und übersteigerter Eifersucht gegenüber der Partnerin oder deren ständige Kontrolle, selbst wenn die Beziehung bereits beendet ist. Alle Gewaltformen können auch in Kombination auftreten. mehr...

Partnerschaftsgewalt betrifft entsprechend vorliegender Erkenntnisse mehrheitlich Frauen: Jede vierte Frau in Deutschland hat diese Gewalt bereits einmal erlebt. Ausgeübt wird Partnerschaftsgewalt überwiegend von Männern und zwar aus allen sozialen Schichten und allen Altersgruppen, mit und ohne Migrationshintergrund. Oft findet diese Gewalt über Jahre und zumeist hinter den Türen der eigenen Wohnung statt.

Partnerschaftsgewalt ist in vielen Fällen ein komplexes System von Misshandlungen und nicht ein einmaliger „Ausrutscher“. Diese Gewalt wird nicht durch das Verhalten der Betroffenen provoziert oder durch Stress und Belastungen in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz verursacht. Auch der Konsum von Alkohol und illegalen Drogen ist nicht die Ursache von gewalttätigem Verhalten gegenüber der Partnerin, sondern trägt dazu bei, die Hemmschwelle für dieses Handeln abzusenken und es als entschuldbar darzustellen. Im Mittelpunkt der Gewaltausübung steht vielmehr zumeist der Wille, die Partnerin auch über das Ende der Beziehung hinaus zu kontrollieren und zu dominieren und so den Anspruch auf die eigene Macht- und Vorrangstellung durchzusetzen.

Partnerschaftsgewalt ist eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt, da diese mehrheitlich Frauen betrifft und überwiegend von Männern gegenüber der (Ex-)Partnerin ausgeübt wird. Zugleich ist sie Ausdruck erlernten Denk- und Verhaltensweisen, die viel mit fortbestehenden Vorstellungen darüber zu tun haben, was als männlich gilt und was „richtige“ Männer vermeintlich tun oder lassen sollen. Hierzu gehört auch ein Männerbild, dass diese immer stark und dominant sein und die Kontrolle über andere, vor allem über Frauen, haben bzw. behalten müssen – und sei es mit Gewalt.

Partnerschaftsgewalt üben Männer häufig erstmalig oder verstärkt in Phasen der Beziehung aus, die durch Übergänge oder einschneidende Lebensereignisse geprägt sind, wie Zusammenziehen, Eheschließung, Familiengründung, Aufnahme einer Erwerbsarbeit der Partnerin, Trennung und Scheidung. Solche möglicherweise als überfordernd, konflikt- oder krisenhaft erlebte Situationen können Auslöser der Gewalt sein, sind aber nicht deren Ursache und rechtfertigen diese niemals: Es gibt immer andere Handlungsmöglichkeiten – Partnerschaftsgewalt ist immer (D)eine Entscheidung!

Welche Formen hat Partnerschaftsgewalt?

  • Körperliche Gewalt:

Hierzu gehören Taten gegen die (Ex-)Partnerin wie Gegenstände nachwerfen, Wegstoßen, Schütteln, Ohrfeigen, Schlagen mit und ohne Gegenstände, Fesseln, Würgen und Angriffe mit Todesfolge.

Körperliche Gewalt ist die sichtbarste und in der Regel aufgrund der hierdurch verursachten Verletzungen der Betroffenen, wie Hämatome, Schnittverletzungen, Knochenbrüche und Verletzungen der inneren Organe, die am leichtesten nachweisbare Form der Partnerschaftsgewalt und wird meistens in Kombination mit anderen Gewaltformen ausgeübt.

  • Psychische Gewalt:

Hierzu gehören gegen die (Ex-)Partnerin gerichtete Handlungen wie Beleidigungen und Demütigungen, das Androhen von Gewalt oder die Drohung, die gemeinsamen Kinder wegzunehmen, Rückzug bzw. Liebesentzug, bis das gewünschte Verhalten erreicht ist, ständige Kontrolle oder das bewusste in die Irre führen, sodass sie an ihrem eigenen Verstand zweifelt („gaslighting“).

Auch psychische Gewalt hinterlässt bei der Betroffenen tiefe Spuren. Denn diese untergräbt das Selbstwertgefühl und versetzt in einen Zustand ständiger Verunsicherung, Angst und Bedrohung.

  • Sexualisierte Gewalt:

Hierzu gehört jede sexuelle Handlung, bei der von der (Ex-)Partnerin keine Zustimmung vorliegt und daher deren sexuelle Selbstbestimmung verletzt wird, wie unerwünschte Berührungen, ungewollte sexuelle Praktiken, erzwungene Penetration, erzwungener Konsum von Pornografie oder das Aufnehmen intimer Bilder und Videos ohne Einwilligung. Auch sexualisierte herablassende Kommentare sind Teil dieser Gewaltform gegen die (Ex-)Partnerin.

Auch diese Gewaltform kann ernsthafte und langanhaltende negative Auswirkungen auf Wohlergehen, Selbstwertgefühl sowie körperliche und seelische Gesundheit der Gewaltbetroffenen haben.

  • Soziale Gewalt:

Hierzu gehören Handlungen wie das Isolieren der Partnerin, Kontrolle ihrer Außenkontakte bis hin zu Kontaktverboten, etwa gegenüber Verwandten, Freundinnen und Freunde oder (angedrohte) Gewalt gegen Haustiere als Mittel der Erpressung und Einschüchterung.

  • Ökonomische Gewalt:

Hierzu gehören Handlungen wie das Vorenthalten von Geld zur Haushaltsführung, das Erzwingen der Abgabe des gesamtes Einkommens der Partnerin, Alleinbestimmung über sämtliche Ausgaben, Verhindern, dass sie arbeitet oder eine Ausbildung beginnt, um ihre finanzielle Abhängigkeit aufrechtzuerhalten, Verschweigen vorhandener finanzieller Mittel oder Erzwingen der Übernahme von Bürgschaften für Kredite und Schulden.

  • Digitale Gewalt:

Hierzu gehören vielfältige Formen der Herabsetzung, Bloßstellung, Belästigung und Nötigung mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel, um Macht und Kontrolle über die (Ex-)Partnerin auszuüben, wie die Installation von Überwachungssoftware auf ihrem Mobiltelefon oder Computer, Überwachen von E-Mails, Chatverläufen oder Social Media-Konten, Veröffentlichen von intime Bildern oder Filmaufnahmen der (Ex-)Partnerin ohne deren Einwilligung, um Druck auszuüben, sie einzuschüchtern oder sich an ihr zu rächen.

  • Stalking

Hierzu gehören Handlungen, insbesondere gegenüber der Ex-Partnerin, wie Telefonanrufe, SMS-Mitteilungen, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter oder E-Mails zu allen Tages- und Nachtzeiten, unerwünschte Liebesbriefe, Blumen oder Geschenke, Verfolgen und Auflauern vor der Wohnung, dem Arbeitsplatz oder dem Supermarkt, Ausfragen des Bekanntenkreises, Kontaktaufnahme über Dritte, Verleumdungen und Bedrohungen wie die Zustellung toter Tiere.

... und wenn Kinder im Haushalt leben?

Kinder, die Gewalt gegenüber der Mutter durch den eigenen Vater oder durch deren (Ex-)Partner in ihrem Zuhause miterleben müssen, sind immer mitbetroffen. Denn sie sind Zeugen der verschiedenen Gewaltformen und erleben diese hautnah. Sie wachsen in einem Klima der Bedrohung, Angst und Misshandlung auf. Dies wirkt sich zumeist auf ihr psychisches und körperliches Wohlbefinden aus, beeinträchtigt häufig auch ihre eigenen sozialen Kontakte und ihre schulischen Leistungen. Studien belegen, dass für sie das Risiko, selbst Täter oder Opfer von Partnerschaftsgewalt zu werden, erhöht ist, also dass Partnerschaftsgewalt auch in der nächsten Generation nachwirkt. Die gegen die (Ex-)Partnerin ausgeübte Gewalt ist mithin zugleich eine Form von Kindesmisshandlung.

Was ist professionelle Täterarbeit?

An wen können sich Männer wenden, wenn sie befürchten, gegen die (Ex-)Partnerin gewalttätig zu werden oder es bereits geworden sind?

Bereits Ende der 1980er Jahre entstanden, „Männerberatungsstellen“, in deren Zusammenhang die Arbeit mit Männern entwickelt wurde, die in der Partnerschaft Gewalt ausüben oder befürchten, dies zu tun. Unterdessen gibt es in Deutschland eine Vielzahl von entsprechenden professionellen Einrichtungen, die unter dem Namen „Täterarbeit“ firmieren. Speziell für diese Tätigkeit qualifizierte sozialpädagogische Fachkräfte wollen auf Grundlage von anerkannten Standards ihrer Tätigkeit Männer dabei unterstützen, die eigenen gewaltförmigen Denk- und Handlungsmuster zu erkennen und zu verändern. mehr...

Professionelle Täterarbeit ist keine Psychotherapie, sondern ein sozialer Trainingskurs, denn Partnerschaftsgewalt ist in der Regel nicht auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Die Ausübung von Gewalt gegen die (Ex-)Partnerin ist Ausdruck erlernter Denk- und Verhaltensweisen und ebenso wie gewalttätiges Verhalten erlernt ist, kann auch gewaltfreies Handeln eingeübt werden: Täterarbeit will dazu beitragen, die Beziehungskompetenz von gewalttätigen Männern und jenen, die befürchten gewalttätig gegen die (Ex-)Partnerin zu werden, zu erhöhen und ihnen dabei helfen, ihre Partnerschaft gewaltfrei und auf der Grundlage von gegenseitiger Achtung und der Anerkennung von Gleichberechtigung zu gestalten.

Professionelle Täterarbeit versteht sich als ein wirksamer Beitrag zum Schutz von Gewaltbetroffenen: Die Gewaltausübenden müssen die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Sie werden dabei unterstützt und begleitet, den Gewaltkreislauf zu stoppen und gewaltfreie Konfliktstrategien einzuüben. Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit können nachhaltige Verhaltensänderungen durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Denken und Handeln erreicht werden.

Professionelle Täterarbeit wird überwiegend in einer Gruppe durchgeführt und umfasst mindestens 25 jeweils zweistündige Gruppensitzungen, aber auch Einzelberatung ist möglich. Idealerweise soll das soziale Training durch ein geschlechtergemischtes Fachkräfteteam durchgeführt werden. Seit Anfang 2013 besteht mit dem „Gesetz zur Stärkung der Täterverantwortung“ die Möglichkeit, für jene Männer, die wegen der Gewalt gegen die (Ex-)Partnerin strafrechtlich belangt wurden, die Teilnahme an einem sozialen Trainingskurs gerichtlich verpflichtend zu machen, um so den Druck und die Motivation zu erhöhen, eine nachhaltige Verhaltensänderung anzugehen.

Professionelle Täterarbeit beruht auf der Achtung und dem Respekt gegenüber der Persönlichkeit der teilnehmenden Männer, seien sie aus eigener Motivation oder auf Grund von gerichtlichen Auflagen gekommen. Zwar tolerieren die Fachkräfte es keinesfalls, wenn Gewalt gegen die (Ex-)Partnerin verharmlost oder geleugnet oder der Betroffenen die Schuld für das gewaltförmige Handeln zugeschrieben wird, etwa indem ein Teilnehmer ins Feld führt, diese habe ihn zu seinen Taten provoziert. Und auch andere Strategien zur vermeintlichen Entschuldigung, wie Stress, der Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen, werden nicht geduldet. Jedoch erfolgt die notwendige Konfrontation mit diesen Rechtfertigungsstrategien als unhaltbar und die Einforderung der Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln immer respektvoll und unter Wahrung der unveräußerlichen menschlichen Würde der Teilnehmer – unabhängig von der Schwere ihrer Taten und deren Folgen für die Betroffenen.